Wie viele Farben sollte eine Marke haben?

Eine Frau wählt Markenfarben aus. Dies ist das Titelbild zu meinem Artikel „Wie viele Farben sollte eine Marke haben“.

Von Nine Blaess | 5:34 min

Inhalt

Wie viele Farben sollte eine Marke haben? Nun, auf diese Frage gibt es keine pauschale Antwort. Die optimale Anzahl von Markenfarben sollte auf emotionalen und funktionalen Überlegungen beruhen, wie etwa der Branche deiner Marke, ihrer Online- und Offline-Präsenz, ob sie Untermarken hat, welche Emotionen du damit hervorrufen möchtest und mehr.

Trotzdem findest du hier einen kurzen Überblick darüber, wie viele Farben eine Marke braucht, welche Farben unverzichtbar sind und zehn Beispiele erfolgreicher Markenfarbpaletten aus der Praxis.

Eine Marke braucht mindestens drei Farben

  • Eine primäre Markenfarbe: Sie ist entscheidend für die Wiedererkennung deiner Marke.
  • Zwei Sekundärfarben: Dazu gehören eine neutrale helle Farbe, die sich für Hintergründe eignet, und eine neutrale dunkle Farbe für Text.

Wenn du jedoch planst, eine Marken-Website zu erstellen, brauchst du wahrscheinlich noch eine vierte Farbe:

  • Eine Akzentfarbe, die die Aufmerksamkeit des Nutzers auf sich zieht und die für Buttons und andere klickbare Elemente auf deiner Website verwendet werden kann.

Aber Regeln sind da, um gebrochen zu werden. Denn es ist ein schmaler Grat: Zu wenige Farben können deine kreativen Möglichkeiten einschränken, während zu viele zu Unordnung und Überladung führen können.

Mit einem klaren und einfachen Angebot kannst du wahrscheinlich mit weniger Farben auskommen als mit einem komplexeren Angebot. Farben können nämlich eine wichtige Rolle bei der Gliederung und Unterscheidung deiner Untermarken, Produkten und Leistungen spielen und es deiner Zielgruppe erleichtern, diese zu verstehen und wiederzuerkennen.

Lass uns etwas näher auf die verschiedenen Arten von Markenfarben eingehen.

Primäre Farben

Deine primäre(n) Markenfarbe(n)—in der Regel eine oder zwei—sind die Hauptfarben, die deine Marke wiedererkennbar machen. Sie werden in deinem Logo und anderen wichtigen Markenelementen verwendet.

Sekundär-, Tertiär- und neutrale Farben

Wähle zwei bis vier Sekundärfarben, um deine Primärfarben zu ergänzen und deiner Palette Ausgewogenheit und Vielseitigkeit zu verleihen.

Deine Sekundärfarben sollten auch bestimmte Funktionen erfüllen, zum Beispiel als Akzente, Hintergründe, Text oder um bei Bedarf die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Tertiärfarben sind zusätzliche Farbtöne für komplexe Designs, wie Infografiken, bei denen mehr Farben benötigt werden.

Denk daran, dass du auch neutrale Farben—dunkle und helle Töne für deine Hintergründe und Texte—brauchst, um ein Gleichgewicht zu schaffen.

Tipp: Verzichte auf pures Schwarz und Weiß.

Der Kontrast von reinem Schwarz und reinem Weiß ist ziemlich stark und kann die Augen überfordern. Füge deinen neutralen Farben eine leichte Variation hinzu, um die zu schonen und dein Design markanter zu machen.

Farbabstufungen

Denke darüber nach, mehrere Abstufungen deiner gewählten Farben anzugeben, um deine Flexibilität und den Kontrast zwischen den Farben zu erhöhen. Dies erleichtert die Anwendung der Farben besonders auf deine digitalen Anwendungen, wie deine Website.

Ein nützliches Tool dafür ist Eva Colours, das für die Erstellung von Webdesign-Systemen entwickelt wurde. Es ermöglicht dir, für jede Farbe hellere und dunklere Töne festzulegen.

Je mehr Farben, desto besser, oder?

Falsch. Klar, zu wenige Farben können die Gestaltungsmöglichkeiten einschränken und die Marke langweilig wirken lassen, aber es geht um Qualität statt Quantität.

Mehr Farben sind nicht automatisch eine besser. Denn du musst deine Zielgruppe über deine Farben und Farbkombinationen „schulen“, um sie zu unverwechselbaren und einprägsamen Marken-Assets zu machen. Deshalb können zu viele Farben dein Marketingbudget erhöhen.

Außerdem können mehr als 2 oder 3 Primärfarben das Erscheinungsbild deiner Marke verwässern und sie weniger kohärent erscheinen lassen.

Durch die Begrenzung deiner Farbpalette kannst du die Konsistenz über alle Brand Touchpoints hinweg aufrechterhalten, was langfristig zu besserer Wiedererkennung und mehr Vertrauen führt.

10 Farbpaletten-Beispiele von erfolgreichen Marken

Um dir einige Praxisbeispiele zu geben, habe ich 10 originale Markenfarbpaletten zusammengestellt.

1. Hulu (3 Markenfarben)

Die Streaming-Plattform Hulu hält es einfach und definiert in ihren Farbrichtlinien nur drei Farben:

  • Primärfarbe: Hulu Green
  • Sekundäre Farben: Rich Black und ein Dynamic Gradient (genau gesehen zwei Farben und Transparenz)

Wenn du dir Hulu’s Website genauer ansiehst, wirst du feststellen, dass die Marke zusätzlich ein helles Grau im Footer-Bereich und Weiß für Hintergründe verwendet.

Hulu Markenfarbpalette mit 2 Farben und einem Farbverlauf
Hulu Markenfarben

2. New Balance (3 Markenfarben)

Wie Hula legt auch New Balance in seinen Markenrichtlinien drei Farben fest (Quelle: Branding Style Guides).

  • Primäre Farbe: Rot
  • Sekundäre Farben: Schwarz und Weiß

Aber wie bei Hulu ist mir auch hier aufgefallen, dass New Balance zusätzlich einige Grautöne verwendet.

New Balance Markenfarbpalette mit 3 Farben
New Balance Markenfarben

3. Instagram (5 Markenfarben)

Instagram macht es ein wenig anders.

Das Unternehmen gibt fünf Farben vor, die in seinem berühmten Farbverlauf verwendet werden sollen. Wenn man die Farben einzeln betrachtet, sind das Gelb, Orange, Rosa, Magenta und Lila.

Das Unternehmen kombiniert seinen Farbverlauf außerdem mit Schwarz und Weiß.

Instagram Markenfarbpalette mit 5 Farben, die den berühmten Farbverlauf ergeben

4. Ogilvy (8 Markenfarben)

Die Werbeagentur Ogilvy ist bei der Definition ihrer Markenfarben etwas akribischer. In den Branding Guidelines werden acht Farben festgelegt (Quelle: Branding Style Guides).

  • Primärfarbe: Rot
  • Sekundärfarben: Blau, Rosa und Zitrone
  • Neutrale Farben: Schwarz, Weiß und Grautöne
Ogilvy Markenfarbpalette mit 8 Farben
Ogilvy Markenfarben

5. Uber (9 Markenfarben)

Uber verwendet neun Markenfarben, die in den Markenrichtlinien definiert sind (Quelle: Branding Style Guides).

  • Primäre Farben: Schwarz und Weiß
  • Akzentfarbe: Safety Blue
  • Sekundäre Farben: Grün, Gelb, Orange, etc.
Uber Markenfarbpalette mit 9 Farben
Uber Markenfarben

6. Fiat (11 Markenfarben)

Fiat gibt in seinen Richtlinien 11 Markenfarben an, verwendet aber zusätzlich eine Reihe von Grautönen (Quelle: Branding Style Guides).

  • Primärfarbe: Rot
  • Sekundärfarben: Grün, Blau, Schwarz, Gelb, etc.
Fiat Markenfarbpalette mit 11 Farben

7. Skoda (15 Markenfarben)

Skoda legt in seinen Guidelines 15 Markenfarben fest (Quelle: Branding Style Guides).

  • Primäre Farben: Emerald Green und Electric Green
  • Sekundärfarben: Schwarz, Weiß und Grautöne
  • Tertiärfarben: Rot, Blau, Gelb, Türkis und Orange
Skoda Markenfarbpalette mit 15 Farben (weiß fehlt hier)
Skoda Markenfarben

8. Zoom (17 Markenfarben)

Zoom legt in seinen Farbrichtlinien 17 Markenfarben fest.

  • Primärfarbe: Boom (das ikonische Blau)
  • Sekundärfarben: verschiedene Blau- und Grüntöne
  • Neutrale Farben: Beiges und Weiß
Zoom Markenfarbpalette mit 17 Farben
Zoom Markenfarben

9. Warner Brothers (26 Markenfarben)

Warner Brothers hat recht umfassende Farbrichtlinien, die insgesamt 26 Farben vorsehen:

  • Primärfarben: Space Blue, Blue und Indigo
  • Sekundärfarben: Schwarz, Saphir, Cyan, Aquamarin, Waldgrün, Grün, Gold, usw.
  • Neutrale Farben: Grau, Graublau, Dunkles Teal usw.
Warner Brothers Markenfarbpalette mit 26 Farben
Warner Brothers Markenfarben

10. IBM (102 Markenfarben)

IBM hat besonders umfassende Markenfarbrichtlinien, in denen mehr Farben angegeben sind, als ich zählen kann.
  • Primärfarben: zwei verschiedene Blautöne
  • Sekundärfarben: zehn verschiedene Farben, jeweils unterteilt in zehn Nuancen, die von hell bis dunkel reichen ( abzüglich der Primärfarben)
  • Neutrale Farben: drei verschiedene Grautöne mit jeweils zehn Schattierungen von hell bis dunkel, plus reines Schwarz und Weiß
IBM Markenfarbpalette mit 102 Farben
IBM Markenfarben

Wie du siehst, ist die Anzahl der Farben bei jeder Marke sehr unterschiedlich. Letztlich muss deine Farbwahl zu deiner einzigartigen Marke passen und deine anderen Marken-Assets, wie deine Markenschriftarten und deine -stimme, ergänzen.

Tipps für die Gestaltung deiner Farbpalette

Bei der Erstellung deiner Farbpalette gibt es einige wichtige Punkte zu beachten:

  • Definiere zuerst eine solide Grundlage, indem du den Auftrag, die Werte, die Zielgruppe und die Positionierung deiner Marke festlegst.
  • Finde ein Gleichgewicht, das deine Marke von anderen abhebt, aber dennoch mit den Industriestandards übereinstimmt.
  • Verstehe die Farbpsychologie und wie Farben unterschiedliche Emotionen hervorrufen können.
  • Sei dir bewusst, dass Farben in verschiedenen Kulturen unterschiedlich wahrgenommen werden können.
  • Berücksichtige die Proportionen der ausgewählten Farben und verwende sie nicht alle gleichmäßig.
  • Stelle sicher, dass die Farben auf verschiedenen Plattformen und Medien gut funktionieren, einschließlich Zugänglichkeit und Kontrast.
  • Plane für das Wachstum und wähle Farben, die sich an die Expansion deines Unternehmens anpassen können.
  • Erstelle Brand Guidelines, um eine konsistente Verwendung der Farben sicherzustellen.

Übrigens, Coolors ist ein tolles Tool, wenn du Inspiration für deine Farbpalette brauchst oder visualisieren möchtest, wie deine Farben im Kontext wirken.

Gefallen dir diese Tipps? Hier findest du einen umfangreichen Artikel zur Auswahl deiner einzigartigen Markenfarben.

Fazit

Wie du siehst, gibt es keine endgültige Antwort auf die Frage: „Wie viele Farben sollte eine Marke haben?“

Wir haben zehn Beispiele untersucht, von Marken mit lediglich drei Farben bis hin zu einer Marke mit über hundert Farben. Alle erfüllen ihren Zweck.

In der Tat nutzen diese Unternehmen im Durchschnitt 10,8 Farben (unter Ausschluss von IBM, um die Ergebnisse nicht zu verzerren).

Die optimale Anzahl von Farben variiert je nach den individuellen Merkmalen und Herausforderungen der Marke sowie Faktoren wie Branche, Zielgruppe, Markenpersönlichkeit und Wettbewerb.

Ein minimalistischer Ansatz mit wenigen Farben kann für manche Marken ausreichen, während andere mehr Farben benötigen, um verschiedene Produktlinien, Untermarken oder geografische Variationen zu kennzeichnen.

Letztendlich hängt die ideale Anzahl von Farben für eine Marke von ihren individuellen Umständen und strategischen Zielen ab.

Berücksichtige immer die spezifischen Bedürfnisse, Ziele und Zielgruppen der Marke. Indem die Farbpalette auf diese Faktoren abgestimmt wird, kannst du deine Markenidentität effektiv kommunizieren, sich auf dem Markt differenzieren und eine engere Bindung zu den Verbrauchern herstellen.

Sicher gefällt dir auch meine umfassende Sammlung von Branding-Ressourcen.

Titelbild by Helena Lopes

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Nine Blaess

Hallo, ich bin Nine. Ich verbinde Strategie und Design, um maßgeschneiderte Markenidentitäten und Websites zu gestalten, die die Einzigartigkeit jedes Unternehmens unterstreichen.

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