10 Gefahren bei der Wahl von Markenfarben und wie du sie vermeidest

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Von Nine Blaess | 5:33 min

Inhalt

Farben sprechen eine Sprache, die jeder versteht. Sie sprechen uns auf einer tiefen, emotionalen Ebene an und können maßgeblich beeinflussen, wie wir Marken wahrnehmen und erleben.

Bei der Auswahl deiner Markenfarben reicht es nicht aus, einfach nur ein paar Farbtöne zu wählen, die dir gefallen. Die Entscheidung sollte strategisch sein.

Du musst praktische Aspekte—wie Lesbarkeit—berücksichtigen und sicherstellen, dass die Farben zur Persönlichkeit deiner Marke passen, die Zielgruppe ansprechen und die Marke auf dem Markt abheben.

Als kleines Unternehmen mit begrenztem Budget ist es leicht, grundlegende Aspekte bei der Farbwahl zu übersehen. Doch diese Faktoren können über Erfolg oder Misserfolg deiner Marke entscheiden.

Im Folgenden findest du zehn Gefahren bei der Auswahl von Markenfarben und wie du sie vermeiden kannst:

1. Du ignorierst deine Zielgruppe

Die Vorlieben und Eigenschaften deines Publikums sollten bei der Wahl deiner Markenfarben eine zentrale Rolle spielen. Du solltest die einzigartigen Werte, den Lebensstil sowie die Erwartungen und Wünsche deiner Zielgruppe verstehen und respektieren.

Je nach diesen Faktoren kommen verschiedene Farben unterschiedlich gut an. Wenn du Farben auswählst, die zur Persönlichkeit und den Werten deiner Zielgruppe passen, stärkst du die emotionale Verbindung und Relevanz deiner Marke.

Dabei ist der Verbraucher nicht eindimensional.

Umweltbewusste Verbraucher fühlen sich möglicherweise von ruhigen, erdigen Tönen wie Beige, Grün, Grau und Braun angezogen, besonders bei Reinigungs- oder Hautpflegeprodukten. Gleichzeitig könnten jedoch auch kräftige, satte Farben für sie ansprechend sein, etwa im Bereich Unterhaltung.

Es ist wichtig, den Sweet Spot zwischen deiner Marke und deiner Zielgruppe zu finden. Wenn du die Werte, Erwartungen und den Lebensstil deiner Zielgruppe verstehst, kannst du Farben wählen, die authentisch zu deiner Marke passen und deren Erwartungen erfüllen.

2. Du lässt die Konkurrenzanalyse aus

Ein weiterer häufiger Fehler bei der Markenbildung ist das Auslassen von Marktforschung. Differenzierung ist entscheidend, um sich von der Konkurrenz abzuheben, aber du erreichst sie nur, wenn du deine Mitstreiter kennst und verstehst.

Strategische Differenzierung hilft deiner Marke dabei:

  • Aufzufallen: Eine einzigartige Farbe oder Farbpalette zieht Aufmerksamkeit auf sich und verhindert, dass deine Marke in einem Meer ähnlicher Wettbewerber untergeht.
  • Identifiziert zu werden: Eine unverwechselbare Farbe erleichtert es den Verbrauchern, deine Marke zu erkennen und sich an sie zu erinnern. Diese unverwechselbaren Marken-Assets sind essenziell für den Markenerfolg.
  • Erinnert zu werden: Eine auffällige Farbwahl sorgt dafür, dass deine Marke länger im Gedächtnis bleibt, was die Wahrscheinlichkeit für wiederholte Interaktionen und Loyalität erhöht.
  • Vertraut zu werden: Wiederholter Kontakt mit deinen Markenfarben baut Vertrauen auf, unterstützt durch psychologische Prinzipien wie den „Mere-Exposure-Effekt“ und den „Halo-Effekt“.

Wie Marty Neumeier sagt: „If everyone zigs, zag.“ Wenn du also beispielsweise im Technologiesektor tätig sind, wo Blau die Norm ist, könnte die Wahl einer anderen Farbe dir einen deutlichen Vorteil verschaffen.

3. Du ignorierst die Industriestandards

Differenzierung ist zwar äußerst wichtig, aber es ist auch ratsam, die Branchennormen zu berücksichtigen.

In vielen Branchen gibt es gängige Farbassoziationen, wie Grün für umweltfreundliche Produkte oder Blau für Technologiemarken. Wenn du diese Konventionen einhältst, kann das dazu beitragen, dass deine Marke als vertrauenswürdige Option auf dem Markt wahrgenommen wird—besonders in Bereichen wie Medizin oder dem Finanzwesen, wo Vertrauen besonders wichtig ist.

Innerhalb dieser Normen kannst du jedoch dennoch kreativ sein und dich von abheben.

Wenn beispielsweise die meisten Marken in deiner Branche dunkelblau verwenden, könntest du dich durch die Wahl eines helleren Farbtons hervorheben, ohne dabei die Normen der Branche zu verletzen.

4. Du vernachlässigst die Identität deiner Marke

Wenn du deine Zielgruppe und deine Konkurrenten gut verstehst, überlege dir, was deine Marke einzigartig macht. Deine Markenfarben sollten auch die Stärken, Persönlichkeit, Werte und einzigartige Identität deiner Marke widerspiegeln.

Eine klare Markenstrategie hilft dir, die Eigenschaften deiner Marke zu definieren. Ist deine Marke innovativ, nachhaltig oder fair? Legt das Unternehmen Wert auf Bequemlichkeit, Erschwinglichkeit oder Luxus?

Deine Markenfarben sollten dies verkörpern und die einzigartigen Stärken deines Unternehmens hervorheben.

Nehmen wir zum Beispiel Airbnb. Die warmen Farben wie Koralle und Türkis spiegeln den freundlichen und einladenden Charakter der Marke wider und unterstützen ihre Mission, ein Gefühl der Zugehörigkeit zu schaffen („Belong Anywhere“).

5. Du ignorierst die emotionale Wirkung von Farben

Farben können starke Emotionen und Assoziationen auslösen und somit beeinflussen, wie deine Marke wahrgenommen wird.

Wenn du die psychologische Wirkung von Farben verstehst, kannst du eine Marke schaffen, die bei deinem Publikum Resonanz findet.

Hier einige Beispiele:

  • Rot kann Aufregung und Leidenschaft hervorrufen, wird aber auch mit Warnung oder Gefahr assoziiert. Daher eignet es sich gut, um Dringlichkeit zu erzeugen oder Aufmerksamkeit zu erregen.
  • Blau vermittelt Vertrauen, Ruhe und Professionalität, weshalb es in Branchen wie Finanzen und Technologie sehr beliebt ist.
  • Grün wird oft mit Natur, Gesundheit und Ruhe in Verbindung gebracht und ist daher ideal für Marken im Umwelt- oder Wellnessbereich.

Allerdings ist die Farbpsychologie mit Vorsicht zu genießen. Die Emotionen, die eine Farbe hervorruft, hängen auch stark vom jeweiligen Farbton sowie von persönlichen Erfahrungen und Assoziationen ab.

6. Du ignorierst kulturelle Unterschiede

Wenn deine Marke ein globales Publikum anspricht, solltest du auch bedenken, wie verschiedene Kulturen deine Markenfarben interpretieren könnten.

Während Weiß in westlichen Kulturen oft für Reinheit und Hochzeiten steht, kann es in einigen asiatischen Kulturen Trauer bedeuten. In vielen afrikanischen Kulturen wiederum wird Weiß häufig bei traditionellen Zeremonien und Ritualen verwendet und steht für Reinheit, Spiritualität und Frieden.

Das Verständnis solcher kultureller Nuancen hilft, potenzielle Missverständnisse zu vermeiden und sicherzustellen, dass deine Marke respektvoll ist und für diverse Zielgruppen verständlich ist.

7. Du vergisst neutrale Farben

Viele Marken konzentrieren sich auf kräftige Farben und vernachlässigen dabei neutrale Töne. Wenn du jedoch helle und dunkle neutrale Farbtöne wie Beige, Grau oder Pastellfarben in deine Farbpalette einbeziehst, bringt das mehrere Vorteile:

  • Ausgewogenheit: Neutrale Farben bieten einen Hintergrund für deine primären Markenfarben, ohne den Betrachter zu überwältigen. Weißraum ist wichtig damit ein Design atmen kann, und er muss nicht zwangsläufig reines weiß sein.
  • Lesbarkeit: Neutrale Farben verbessern die Lesbarkeit von Texten und sorgen dafür, dass dein Inhalt sich auf verschiedenen Medien klar und deutlich abhebt.
  • Visueller Komfort: Reines Schwarz und Weiß kommen in der Natur selten vor und können für die Augen unangenehm sein. Neutrale Farben bieten ein sanfteres, angenehmeres Seherlebnis.
  • Wiedererkennung der Marke: Selbst ein dezenter Farbton einer neutralen Farbe kann zur allgemeinen Identität und Stimmigkeit deiner Marke beitragen. Die konsequente Verwendung dieser Farben hilft deiner Zielgruppe, die Farben mit deiner Marke zu assoziieren.

8. Du erzeugst zu wenig Kontrast

Ein ausreichender Kontrast zwischen deinen Farben, insbesondere zwischen Text und Hintergrund, ist wichtig für Lesbarkeit und Barrierefreiheit.

Ohne ausreichenden Kontrast können Text und andere Elemente mit dem Hintergrund verschmelzen, was die Lesbarkeit erschwert und das Design unattraktiv macht.

Guter Kontrast hilft auch, eine visuelle Hierarchie zu erzeugen, die die Aufmerksamkeit des Betrachters auf wichtige Elemente lenkt und die Informationen somit leichter verständlich macht.

Du kannst Kontrastprüfer nutzen, um sicherzustellen, dass deine Farbauswahl den Normen für Barrierefreiheit entspricht.

9. Du wählst zu viele oder zu wenig Farben aus

Zu viele Farben können zu visueller Unordnung und Verwirrung führen, was deine Markenmaterialien chaotisch und unzusammenhängend erscheinen lässt. Es kann auch deine Markenidentität verwässern und es Menschen erschweren, sich an deine Marke zu erinnern.

Zu wenige Farben hingegen können deine Marke monoton und langweilig wirken lassen. Eine zu begrenzte Farbpalette kann es schwierig machen, abwechslungsreiche und vielfältige Designs zu erstellen.

Setze auf eine gute Mischung aus Primär-, Sekundär- und Tertiärfarben, um eine gute visuelle Harmonie zu wahren—auch wenn du mal Infografiken erstellen musst, die zusätzliche Farben benötigen.

Vielleicht findest du auch meinen Artikel „Wie viele Farben sollte eine Marke haben?“ hilfreich.

10. Du nutzt deine Markenfarben nicht konsequent

Eine uneinheitliche Verwendung deiner Farben kann deine Zielgruppe verwirren und die Botschaft sowie die Identität deiner Marke verwässern.

Bevor du deine Farben endgültig festlegst, teste sie am besten in verschiedenen Kontexten, um sicherzustellen, dass sie in gedruckten Materialien und auf Bildschirmen gut aussehen.

Hochwertige Mockups sind dafür nützlich, aber prüfe die Farben immer auch im Druck.

Lege klare Brand Guidelines fest, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten die Farben konsequent verwenden, sei es auf der Website oder Verpackung.

Übrigens muss nicht jede Farbe in deiner Palette nahtlos zusammenpassen. Beim Erstellen deiner Markenfarbpalette ist es wichtig, ein System zu schaffen. Es ist in Ordnung, Kombinationen zu definieren, die nicht erlaubt sind, solange du diese in deinen Brand Guidelines festhältst.

Klare Regeln helfen dir, dein Branding einheitlich zu gestalten. Und Einheitlichkeit stärkt wiederum die visuelle Identität Ihrer Marke und fördert die Wiedererkennung und das Vertrauen deiner Kunden.

Ich hoffe, dieser Artikel hat dir geholfen.

Wenn du diese Gefahren bei der Auswahl von Markenfarben vermeidest, bist du auf dem besten Weg zu einer erfolgreichen Markenidentität.

Denke daran, dass deine Markenfarben nur ein Teil des gesamten Systems sind. Neben den Farben spielen auch Elemente wie dein Logo, deine Marken-Schriftarten und deine Markenstimme eine wichtige Rolle bei der Schaffung eines kohärenten und einprägsamen Markenerlebnisses.

Brauchst du Unterstützung? Kontaktiere mich, oder schau mal in meine Branding-Ressourcen mit hilfreichen Links rein.

Titelbild von Antoni Shkraba

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Nine Blaess

Hallo, ich bin Nine. Ich verbinde Strategie und Design, um maßgeschneiderte Markenidentitäten und Websites zu gestalten, die die Einzigartigkeit jedes Unternehmens unterstreichen.

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