Sicherlich hast du dich als Unternehmer schon mal gefragt: „Wann ist der beste Zeitpunkt für das Branding meines Unternehmens?“ Es gibt zwar keine eindeutige Antwort, aber eines ist sicher: Branding findet vom ersten Tag an statt, ob du es nun planst oder nicht. Der beste Zeitpunkt, um mit deinem Branding zu beginnen, ist also jetzt.
Heutzutage ist eine starke Marke für jedes Unternehmen wichtig—unabhängig von seiner Größe oder Branche. Je früher du über dein Branding nachdenkst, desto besser. Allerdings verfügt nicht jedes kleine Unternehmen von Anfang an über die Ressourcen und Kapazitäten für ein professionelles Branding. Verständlich.
In diesem Artikel werden wir uns zwei Szenarien ansehen, in denen das Branding in Angriff genommen werden könnte. Doch bevor wir dazu kommen, sollten wir uns darüber einig sein, was wir mit „Branding“ meinen.
Was verstehe ich unter Branding?
Beim Branding geht es darum, aktiv zu gestalten, wie Menschen dein Unternehmen wahrnehmen und erleben.
Dazu musst du die internen Faktoren deines Unternehmens, die Zielgruppe und den Markt verstehen. Auf dieser Grundlage kannst du deine einzigartige Positionierung und Markenpersönlichkeit entwickeln und diese in eine Markenidentität übertragen, die bei den Menschen ankommt und dein Unternehmen von anderen unterscheidet.
Wir sollten auch zwischen DIY-Branding und professionellem Branding unterscheiden. Ersteres könntest du selbst machen, oder du könntest einen Grafikdesigner für ein einfaches Logo oder ein paar Grafiken beauftragen.
Bei letzterem meine ich die Beauftragung eines Freiberuflers oder einer Branding-Agentur, um dich durch einen umfassenden Branding-Prozess zu begleiten. Dabei geht es um mehr als nur ein paar Visuals—einschließlich Tonalität, Messaging und deiner gesamten Markenstrategie.
Branding vor dem Launch
Viele Unternehmer entscheiden sich dafür, in ein professionelles Branding zu investieren, noch bevor sie ihr Unternehmen gründen. So können sie von Anfang an einen einheitlichen und professionellen Eindruck vermitteln.
Emily Heyward, Gründerin der renommierten Branding-Agentur Red Antler, plädiert für Pre-Launch-Branding. Sie hat mit erfolgreichen Marken wie Allbirds und Casper zusammengearbeitet. In ihrem Buch „Obsessed“ betont sie, dass Unternehmen von Anfang an eine starke Marke brauchen:
Da Kategorie um Kategorie durchbrochen wird und der Wettbewerb immer härter wird, reicht es nicht mehr aus, einfach eine großartige Idee, einen besseren Preis oder schnelleren Versand zu haben. Als Gründer musst du schon vor dem ersten Tag über deine Marke nachdenken; sie sollte von Anfang an in der Unternehmenskultur verwurzelt sein. Du musst eine Marke aufbauen, in die sich die Menschen auf den ersten Blick verlieben, und das sogar noch vor dem eigentlichen Start.
—Emily Heyward
Ich stimme ihr zu, dass Branding vor dem Launch sehr effektiv sein kann. Die Erfolgsgeschichten vieler Red Antler-Kunden, darunter Hinge, Prose und Judy, beweisen dies.
Durch frühzeitige Investitionen in ihr Branding konnten diese Unternehmen eine klare Position auf dem Markt einnehmen, eine starke Identität aufbauen, eine Verbindung zu ihrem Publikum herstellen und sich vom ersten Tag an abheben.
Allerdings ist das Branding vor der Markteinführung nicht für jedes Unternehmen sinnvoll. Es erfordert eine Menge Arbeit, Recherche und finanzielle Investitionen vorab, um es richtig zu machen. Angesichts der Tatsache, dass 50% aller kleinen Unternehmen in den ersten fünf Jahren scheitern, kann diese Strategie riskant sein.
Für kleinere Unternehmen könnte ein flexiblerer Ansatz sinnvoll sein, der es ihnen ermöglicht, ihre Marke mit der Zeit schrittweise zu entwickeln.
Aber auch wenn du nicht sofort in ein professionelles Branding investierst, ist es wichtig, konsistent zu kommunizieren und visuelle Elemente wiederholt einzusetzen. Eine einheitliche Identität kann dazu beitragen, das Vertrauen deiner Kunden zu gewinnen und einen Wiedererkennungswert zu schaffen—selbst mit einem begrenzten Budget.
Vor- und Nachteile Pre-Launch Branding
Vorteile
- Weckt die Begeisterung und das Interesse der Kunden durch ansprechendes Storytelling, Design und Messaging.
- Sorgt für eine wiedererkennbare, einheitliche Markenidentität.
- Steigert das Vertrauen in die Marke.
- Erhöht den wahrgenommenen Wert des Angebots.
- Hebt die Marke von anderen ab.
Nachteile
- Erfordert erhebliche Ressourcen und Geschäftserfahrung.
- Riskant angesichts der hohen Misserfolgsquote neuer Unternehmen.
- Begrenzt die Fähigkeit des Unternehmens, sich in der Anfangsphase flexibel anzupassen.
- Steigert die Erwartungen der Kunden. Neue Unternehmen mit begrenzten Ressourcen haben möglicherweise Schwierigkeiten, diese zu erfüllen.
Wer kann von Pre-Launch Branding profitieren?
Innovative Startups
Durch Investitionen in das Branding vor dem Launch können innovative Startups Begeisterung und Hype für ihre unkonventionellen Angebote erzeugen. Ein starkes Branding kann sie als Pioniere positionieren und Early Adopters ansprechen.
Direct-to-Consumer-Marken (D2C)
D2C-Unternehmen, vor allem im E-Commerce, leben von einer emotionalen Bindung zu ihrem Publikum. Durch Pre-Launch-Branding können sie von Anfang an Loyalität, Vertrauen und ein konsistentes Kundenerlebnis aufbauen.
Für Unternehmen, die physische Produkte verkaufen, ist das Design von Verpackungen mit Branding ein weiterer Faktor, der für ein frühzeitiges Branding spricht.
Branding nach dem Launch
Als Kleinunternehmer mit einem begrenzten Budget hast du vielleicht andere Prioritäten wie Produktentwicklung, Finanzierung oder Marketing. Ich verstehe, dass die Investition in Branding in dieser Phase vielleicht nicht deine oberste Priorität ist.
Aber bedenke, dass sich die Menschen eine Meinung über dein Unternehmen bilden werden, sobald es an die Öffentlichkeit tritt. Du betreibst also automatisch „Branding“, ob du es nun willst oder nicht.
Jede Interaktion und jede Art von Kommunikation beeinflusst, wie deine Marke wahrgenommen wird.
Auch wenn du vielleicht nicht die Ressourcen für ein professionelles Branding und die nötige Klarheit hast, solltest du deine Marke nicht völlig vernachlässigen.
Selbst in der Anfangsphase der Entwicklung deines Unternehmens ist es wichtig, einige grundlegende Markenelemente zu etablieren, wie zum Beispiel eine einheitliche Typografie, Farbpalette und Markenstimme. Mit der Zeit können sich diese Elemente in den Köpfen der Menschen festsetzen und die Marke somit erkennbar und vertrauenswürdig machen.
Später im professionellen Branding-Prozess kannst du deine Markenelemente anpassen, sofern dies strategisch sinnvoll ist. Das ist nicht der ideale Weg, aber auch nicht unmöglich.
Außerdem solltest du dir frühzeitig über die Werte und Überzeugungen deines Unternehmens im Klaren sein, da sie dazu beitragen, eine Bindung zwischen deiner Marke und ihrem Publikum aufzubauen.
Vielleicht ist es für dein Unternehmen auch sinnvoll, die anfängliche Kommunikation an deine persönliche Marke zu knüpfen und dein Publikum auf deine Unternehmensfindungs- und Branding-Reise einfach mitzunehmen. So kannst du von Anfang an eine authentische Verbindung aufbauen, ohne schon alles vorab zu wissen.
64% der Verbraucher geben an, dass das Teilen der gleichen Werte mit einer Marke der Hauptgrund für ihre Beziehung ist.
— Harvard Business Review
Die Erfolgsgeschichte von Deliciously Ella
Deliciously Ella zeigt, dass es möglich ist, mit der Zeit eine starke Marke aufzubauen, indem man seinen Werten treu bleibt und sich mit seinem Publikum auseinandersetzt.
Ella Mills begann als Food-Bloggerin und dokumentierte ihre Reise auf dem Weg zur Verbesserung ihrer Gesundheit durch vegane Ernährung. Ihr Blog gewann schnell an Popularität und wurde durch ein Kochbuch erweitert, das in Großbritannien zum Bestseller wurde.
Seitdem ist das Unternehmen zu einem Restaurant, mehreren veröffentlichten Büchern, einer Reihe von Produkten und einer Wellness-App gewachsen.
Während ihres gesamten Weges hat Ella eine Markenidentität beibehalten, in deren Mittelpunkt ihre persönliche Geschichte und die Mission stehen, eine gesündere Lebensweise zu fördern.
Sie hat die sozialen Medien und ihren Blog genutzt, um mit ihrem Publikum in Kontakt zu treten und eine Community rund um ihre Marke aufzubauen.
Indem sie ihr Publikum auf ihre Reise mitnahm, hat sich Ella eine treue Fangemeinde aufgebaut und sich als führende Stimme in der Wellness-Branche etabliert. Dabei hat sich ihr Branding Schritt für Schritt weiterentwickelt.
Während der Kern der Marke Deliciously Ella konsistent geblieben ist, hat sich das Branding seit seiner Gründung optisch verändert, wie der Vergleich zwischen der alten Website-Version und dem aktuellen Look zeigt.
Vor- und Nachteile Post-Launch Branding
Vorteile
- Das Branding kann auf realen Erkenntnissen und Kundenfeedback aufbauen.
- Lässt Flexibilität für die Anpassung an wechselnde Markttrends und Kundenpräferenzen zu.
- Bleibt flexibel für Veränderungen im Unternehmen in der Anfangsphase.
Cons
- Es ist schwieriger, eine anfängliche Begeisterung und Wiedererkennung der Marke zu schaffen.
- Die Kommunikation kann aufgrund mangelnder Orientierung schnell unübersichtlich werden.
- Ein späteres Re-Branding und die Änderung der bestehenden Kundenwahrnehmung werden schwierig sein und bergen das Risiko, dass einige Kunden dadurch verloren gehen.
Who Can Benefit from Post-Launch Branding?
Unternehmen, bei denen eine Person im Mittelopunkt steht
Kleine Unternehmen, bei denen der Gründer im Mittelpunkt steht, könnten anfangs auf der persönlichen Marke des Gründers aufbauen. Ein professionelles Branding kann später erfolgen, wenn das Angebot, die Identität und die Zielgruppe besser etabliert sind.
Experimentelle Startups
Einige Start-ups mit experimentellen Geschäftsmodellen, beispielsweise im digitalen Sektor, könnten sich für ein Post-Launch-Branding entscheiden, um ihre Positionierung anhand von realem Feedback zu verfeinern.
Business-to-Business-Marken (B2B)
Unternehmen, die im B2B-Bereich tätig sind, könnten sich für ein Post-Launch-Branding entscheiden, um ihre Markenidentität auf die tatsächlichen Bedürfnisse und Vorlieben ihrer Unternehmenskunden abzustimmen.
6 Anzeichen, dass es Zeit für ein professionelles Branding ist
1. Mangelnde Markenbekanntheit
Wenn deine Zielgruppe nicht weiß, wer deine Marke ist oder was sie anbietet, kann Branding dazu beitragen, den Bekanntheitsgrad zu steigern und die Wahrnehmung der Marke zu formen.
In diesem Fall kann es sinnvoll sein, in Branding zu investieren, um deine Markenbekanntheit und -wahrnehmung zu verbessern.
2. Schwierigkeiten, die richtigen Kunden anzuziehen
Wenn du Schwierigkeiten hast, die richtigen Kunden anzuziehen, kann das ein Zeichen dafür sein, dass deine Markenpositionierung bei deiner Zielgruppe nicht auf Resonanz stößt.
3. Schwierigkeiten herauszustechen
Wenn es für dein Unternehmen schwierig ist, sich von der Konkurrenz abzuheben, hilft Branding dabei, ein unverwechselbares Erscheinungsbild zu schaffen.
4. Veraltete oder umprofessionelle Kommunikation
Wenn deine Kommunikation veraltet oder unprofessionell wirkt, kann sie den Eindruck erwecken, dass dein Unternehmen nicht auf dem neuesten Stand oder nicht kompetent genug ist. Branding hilft, deine Marke mit deinem Fachwissen, deinem Publikum und Markttrends in Einklang zu bringen.
5. Das Branding spiegelt nicht die Werte und Persönlichkeit des Unternehmens wider
Deine Marke sollte die Werte und die Persönlichkeit deines Unternehmens widerspiegeln. Branding kann dazu beitragen, dies zu erreichen.
6. Überforderung mit unternehmensrelevanten Entscheidungen
Als Unternehmer stehst du täglich vor zahlreichen Entscheidungen, von Finanzen über Marketing bis hin zu Verträgen. Es mag dich überraschen, aber Branding kann dir helfen, Entscheidungen zu treffen, indem es einen klaren Fokus setzt.
Fazit: Wann ist der beste Zeitpunkt für Branding?
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der beste Zeitpunkt für dein Branding vor der Gründung deines Unternehmens liegt—ob nun professionelles oder DIY-Branding. Sobald dein Unternehmen sichtbar wird, bilden sich die Menschen eine Meinung, und Branding wird unvermeidlich.
Der ideale Zeitpunkt für professionelles Branding hängt von deinem Angebot, Geschäftsmodell, Erfahrung, Ressourcen und Zielen ab. Einige entscheiden sich für Branding vor dem Launch, während andere es eher schrittweise tun.
Egal, ob du einen Profi beauftragst oder dein Branding selbst gestaltest, achte darauf, dass du konsistent kommunizierst und die Werte und Persönlichkeit deiner Marke widerspiegelt. Mit der Zeit wird sich dein Branding natürlich weiterentwickeln und reifen—so oder so.
Brauchst du Hilfe mit deinem Branding? Ich freue mich, von dir zu hören.
Titelbild von Kaboompics